Wir lassen es gemeinsam ordentlich krabbeln

Hubert Quandt, Kirsten Werner und Frank Reckert (v.l.n.r.) bei der Planung der Blühwiese.

Insekten brauchen dringend unsere Hilfe. Wissenschaftler haben erst jüngst ein dramatisches Artensterben festgestellt. Der Kreis-Imkerverein Ingelheim Bingen e.V. sucht nun die Nähe von PraktikerInnen, die sich mit der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer verletzlichen Erde auskennen: LandwirtInnen. In Zusammenarbeit mit dem Obsthof Werner entsteht in Heidesheim eine 2000 Quadratmeter große Blühwiese, auf der sich schon bald Insekten tummeln sollen.

Die ersten offensichtlichen Arbeiten sind abgeschlossen. Der Obsthof Werner rückte gleich mit zwei Traktoren an, um das Saatgut unter die Erde zu bringen. In Windeseile ging die Aussaat vonstatten. Was nun aussieht wie ein wohlbestelltes Feld, wird demnächst blühendes Chaos verbreiten. “Wir haben hier eine besondere Samenmischung zusammengestellt”, sagt Frank Reckert, Obmann für Bienenweide beim Kreis-Imkerverein Ingelheim-Bingen. “Wir bringen hier ein- und zweijährige sowie auch mehrjährige Pflanzen aus. Die Freude an blühenden Pflanzen soll nicht nur einen Sommer lang dauern.” Im vergangenen Jahr habe der Verein bereits ImkerInnen dabei unterstützt, kleine Blühprojekte auf privaten Flächen anzulegen. “Jetzt machen wir das mal eine Nummer größer”, sagt Hubert Quandt, 1. Vorsitzender des Vereins. Er hatte den Kontakt zum Obsthof Werner hergestellt und das Pilotprojekt bereits im Winter geplant. “Die Fläche ist ideal. 2000 Quadratmeter, die gut von der Straße aus am Ortseingang von Heidenfahrt einsehbar ist. Wir wollen ja schließlich eine Signalwirkung erzielen.”

Direkt am Ortseingang gelegen soll es auf dieser 2000 Quadratmeter großen Fläche schon bald ordentlich blühen – und krabbeln.

Auch das Wetter spielte mit. Direkt nach der Aussaat gab es einen aprilmäßigen Regenschauer. Beste Bedingungen für die neue Wiese und perfektes Timing der erfahrenen LandwirtInnen. Wie schnell nun die ersten Pflanzen sprießen, wird sich bald zeigen.

Auch Kirsten Werner war von Anfang an Feuer und Flamme für die Kooperation: “Wir wirtschaften schon seit vielen Jahren nachhaltig und gehen gewissenhaft mit unseren Obstbäumen um.” Sämtliche Produkte sind nach den Standards QS-GAP (Qualitätssicherungssystem für Lebensmittel) sowie FIAS (Freiwillige QS-Inspektion Arbeits- und Sozialbedingungen) zertifiziert. “Uns Landwirten muss niemand erklären, wie es geht. Wir wissen, wie Pflanzen gedeihen.” Das gemeinsame Projekt mit den ImkerInnen sei eine tolle Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. “Den Acker, unsere Maschinen und unser Know-How stellen wir gerne zur Verfügung.”

Damit das Projekt auch für AnwohnerInnen und SpaziergängerInnen sichtbar wird, kommt demnächst ein großes Plakat auf den Acker. “Wir werden das Projekt jetzt genau begleiten und auswerten”, sagt Hubert Quandt. Der Verein sei stolz darauf, einen versierten Fachmann wie Frank Reckert für die Bienenweide im Verein zu haben, mit dem solche Projekte überhaupt nur umsetzbar seien. Ob es dann eine Fortsetzung an anderer Stelle geben wird, muss sich zeigen.

Das Plakat ist bereits im Druck und soll demnächst auf das gemeinsame Projekt von ImkerInnen und Landwirtin aufmerksam machen.

Update Ende Mai 2021: Die Wiese erblüht. Aber da geht noch was. Zum Glück spielt das regnerische Wetter mit.